KunstRaum H&H - Contemporary Art
Zeitgenössische Kunst * Köln
Contemporary Art * Cologne


John Dillemuth, Felix Gephart, Mu Pan,
Hagen Rehborn, Daniel Ruanova, Betti Scholz


"SommerLoch 2010" / Rückschau & Vorschau

22. Juli - 29. August 2010

Ausstellungsansichten (12 Photos)

KunstKritik im Kölner Stadt Anzeiger (Original Ansicht als PDF Datei)
KunstKritik im Kölner Stadt Anzeiger (Textversion als PDF Datei)

English Version


SommerLoch 2010


KunstRaum H&H setzt die Ausstellungsreihe "SommerLoch" fort und konzipiert auch die aktuelle Ausstellung 2010 als Rückschau und Vorschau auf das Programm der Galerie. Vertreten sind sechs Künstler, die Malerei, Zeichnungen und Assemblagen präsentieren. Hagen Rehborn, Daniel Ruanova und Betti Scholz vertreten mit Werken von mittleren bis großen Formaten die Malerei. Rückschauend werden wir noch einmal sowohl ausgewählte Werke aus den vergangenen Einzelausstellungen der Künstler zeigen als auch Neuzugänge, die spannende Ausblicke gewähren. Mit John Dillemuth's skulpturaler Assemblage "Love Machine" zeigen wir ein interaktives Werk voll Skurrilität und Humor. Hinzu kommen einige Schirm-Assemblagen seiner vergangenen Einzelausstellung. Felix Gephart und Mu Pan vertreten die Zeichnung. Wir freuen uns, diese beiden ausdrucksstarken Künstler in einer Gruppenausstellung gemeinsam zu zeigen. Es war nämlich Felix Gephart, der die Galerie auf seinen ehemaligen Studienkollegen an der School of Visual Arts in New York aufmerksam gemacht hat, so dass wir Mu Pan in diesem Sommer als neuen Künstler der Galerie begrüssen können.

VON MENSCHEN UND AFFEN
AUSSTELLUNG - KunstRaum H&H stellt seine Künstler vor

von Jürgen Kisters (Kölner Stadt-Anzeiger, 7./8. August 2010)

Von Menschen Und Affen
Testen die "LiebesMaschine" von John Dillemuth: die Galeristen Petra Hewel-Herrmann und Jens Herrmann in ihrem KunstRaum. (Bild: Bause)

Den Sommer nutzen viele Galeristen, um mit einer Gruppenausstellung ihr Programm vorzustellen. Das hört sich wenig spektakulär an, kann aber tatsächlich ganz schön spannend sein. Vor allem dann, wenn das künstlerische Programm so vielfältig ist wie im KunstRaum H&H. Gleich aus mehreren Ländern kommen die Künstler, mit denen die Galeristen Petra Hewel-Herrmann und Jens Herrmann an dem vor einem Jahr in der Altstadt gegründeten Kunstort zusammenarbeiten.

Der brillante Zeichner und Maler Mu Wen Pan stammt aus Taiwan und lebt inzwischen im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Meisterlich gelingen ihm in detailgenauen Menschendarstellungen witzig-kritische Zuspitzungen zum Thema Macht und Gewalt in der chinesischen Geschichte und Gegenwartsgesellschaft. Das Motiv eines Whisky-saufenden Kriegers und eines Offiziers auf einem Motorrad mit Beiwagen erinnert dabei an die gesellschaftskritischen Zeichnungen deutscher Künstler aus den 1920er Jahren.

In der Tradition einer zeichnerischen Meisterschaft, die eine anatomisch genaue Realitätsdarstellung mit Elementen der Zuspitzung verknüpft, stehen ebenfalls die Werke des in Berlin lebenden Felix Gephart. Die Körperlichkeit des Menschen ist sein zentrales Motiv, Fragen zur Moral sein Thema. Stets sind seine aus unzähligen feinen Strichen entwickelten Kompositionen in die Dimension des Unheimlichen und des Erschreckenden getaucht.

Nahezu besänftigend wirken dagegen die auf vage Schemen reduzierten Menschen auf einem Gruppenbild der Berlinerin Betti Scholz. Auch die monströse Kuriosität der Affen-Porträts von Hagen Rehborn erscheinen kein bisschen beunruhigend, sondern vielmehr wie die erstaunliche Spiegelung der unnormalen Normalität im gegenwärtigen Menschsein. Im Motiv des Affen wurde spätestens seit der Evolutionstheorie von Charles Darwin in der Malerei immer wieder auf heitere Weise Menschlich-Allzumenschliches zum Ausdruck gebracht. Die zeitgemäße Variante des Kölner Künstlers zeigt den Menschen als androgynes menschlich-tierisches Mischwesen mit Affengesicht im Zeichen des Scheiterns.

Bei weitem verwirrender sind die mit Gewalt, Unruhe und Entschlossenheit gemalten malerischen Großformate von Daniel Ruanova. Der im mexikanischen Tijuana lebende Künstler lässt die Farben und Formen in alle Richtungen explodieren, während er sich zugleich mit aller Kraft gegen dieses malerische Chaos stemmt. Wildheit und Konzept, Unübersichtlichkeit und das Verlangen nach Ordnung liefern sich in seinen Bildern einen harten, geduldigen Kampf und den Betrachtern die Erkenntnis, dass in der Kunst eben nicht in erster Linie die gewitzte Idee, sondern die sichtbare Anstrengung der Ausführung zählt.

Die Skulpturen des US-Amerikaners John Dillemuth könnten allerdings auch das Gegenteil belegen. Im Spannungsfeld von Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung konstruiert der in San Diego lebende Künstler mit spielerischer Leichtigkeit aus Unterwäsche und Ästen "Spielzeug" für Erwachsene. Seine "Liebesmaschine" ist ein Gestell, mit dem zwei einander gegenüberstehende Menschen sich aufeinander zu und voneinander wegbewegen können, während zwischen ihnen eine Strumpfhose schrumpft oder wie ein Band gestreckt wird. Ausstellungsbesucher lieben bekanntlich Kunstwerke, die sinnlich berühren. Und dabei besonders solche, die sie sogar anfassen können.


Kunstraum H&H , Buttermarkt 17-19, Mo-Fr 13-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr,
bis 29. August 2010


Einladung zur Ausstellung

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